Ich in der Urflut

 

April 1994, Privatbesitz, Pastellkreide auf Papier, 500x400, polychrom,

Gegenständliche Darstellungen: Wasserflut (vereinfacht), Auge und Uhr

 

Das Bild, das in Pastelltechnik ausgeführt ist, beeindruckt durch seine dynamische, nur oberflächliche Stille.

Der Bildbetrachter wird zum Teilnehmer an einem Exkurs in die Auffassung des Künstlers von Raum und Zeit. Wobei hier der Begriff der Zeit über die allgemeine Definition hinaus eine weit vielschichtigere Bedeutung besitzt und eng mit dem Räumlichen verbunden ist. Wie laut Einstein Raum und Zeit ein Kontinuum bilden, so hat auch der Künstler die Vorstellung von einer "U(h)rmaterie", die den Nährboden für Raum und Zeit, im übertragenen Sinn, bildet. Raum und Zeit können hier beliebig vertauscht werden, dominiert werden sie schließlich durch den schöpferischen Ego. Trotz des Kraftfeldes, welches durch die dunkel- beängstigende Urflut projiziert wird, kann die Zeit und damit die Vergänglichkeit, nicht aus dem Gesichtsfeld des künstlerisch bewegten Menschen abdriften.

Wichtig erscheint auch der diffuse Himmel im Zusammenhang mit dem aus den Wassern aufsteigenden Auge. Das symbolisch dargestellte Ich in Form eines Auges suggeriert das Bild eines Sonnenaufganges. Gleich der Sonne, die über dem Meer aufgeht, um dem Zenit ihrer Entfaltung entgegenzustreben, versucht auch das Ich, aus dem Morast der Gesellschaft, sich zu heheren Sphären empor zu arbeiten. Diese anfangs scheinbar so reinen und unverfälschten Illusionswelten erweisen sich beim Erreichen als subtil befleckt.

Dem nun geschulteren Betrachter wird nun auch die Eingangsbemerkung verständlicher erscheinen.