KREUZWEG!

 

Objektinstallation, polychrom, 1500x2500

Materialien: Papprolle, Holz, Metallketten, T-Shirt, Schuhe, Kleinteile

 

Dieses, in seiner Radikalität für den Künstler eher untypische Werk, überrascht durch die Ausmaße und die Fülle der Symbole. Deshalb beschloß die Redaktion, den Künstler um eine persönliche Werksanalyse zu bitten.

 

 

 

Liebe Freunde!

 

Zuerst einmal vielen Dank für Euer Angebot, persönlich Stellung beziehen zu dürfen. Ihr wißt ja, daß ich ein "gestörtes" Verhältnis zu den Kunstkritikern habe. Deshalb freut es mich besonders, einmal meine Intentionen unverfälscht an den Betrachter herantragen zu dürfen. Deshalb: Frisch ans Werk (HA-HA, kleines Wortspiel).

Anfangs will ich auf die Zweideutigkeit des Titels eingehen: Der Wanderer, der an dem drohend aufragenden Kreuz innehält, sollte durch das Erscheinungsbild zuerst an das abendländische Wegkreuz erinnert werden. Von diesem Standpunkt aus dient der Namen KREUZWEG als Assoziationshilfe, um den Wanderweg mit in das Gesamtbild des Kunstwerkes einzubeziehen. Wobei dann KREUZWEG als geographische Definition des Ortes zu verstehen ist.

Beginnt man bei der Werksdefinition jedoch mit dem nackten Titel, so eröffnet sich noch eine andere Interpretationsmöglichkeit: Fort mit dem Kreuz! Wobei für mich das Kreuz ein Zeichen für Gewalt, Krieg und Tod ist (Das Kreuz in seiner Funktion als bestialische Hinrichtungsmethode).

Wenn ich an das Kreuz denke, entstehen vor meinem geistigen Auge Bilder von Soldatenfriedhöfen, die sich bis an den Horizont dehnen, die Sinnlosigkeit des Krieges manifestierend. Mit dem Verschwinden des Kreuzes muß folglich auch das Verschwinden des Krieges einhergehen.

Um mein Werk als Kriegsdenkmal zu deklarieren, und um es bis zu einem gewissen Grad von den herkömmlichen Wegkreuzen abzugrenzen, habe ich das Kreuz mit "profanen Reliquien einer sinnlos dahingerafften Generation" ergänzt.

Wobei das Wort Kriegsdenkmal hier eher als Kriegs-denk-mal zu verstehen ist. Als Aufforderung, über den Krieg (endlich einmal) nachzudenken.

Bei Gesprächen vor Ort warf sich immer wieder die Frage nach dem Sinn und Zweck der Schuhe auf. Durch das Ersetzen des sonst üblichen Helmes an der Spitze des Kreuzes durch die Schuhe am Fuße des Kreuzes, wollte ich gegen den mir persönlich widerstrebenden heroischen Abgesang des Krieges rebellieren. Ein zufällig Vorbeikommender meinte nach eingehender Inspektion des Kreuzes und der Schuhe, "Hen Sia dia Schua do nogschdelld, daß ir Konschd Hend ond Fiaß hot ?" Da bei einem Krieg in erster Linie die Zivilbevölkerung zu leiden und zu sterben hat (siehe Ex-Jugoslawien), habe ich bewußt für dieses Kunstwerk Zivilkleidung ausgewählt, wobei das Kreuz auch zum "Denkmal für den unbekannten Zivilisten" wird.

Blut auf den Kleidungsstücken zeugt von dem Kriegsleid unter der Bevölkerung. Besonders hart haben die Kinder unter der Geisel des Krieges zu leiden. Der Luftballon ist ein erschütterndes Symbol für die im Krieg verlorene Kindheit. So wie der Luftballon durch die Ketten untrennbar mit dem Kreuz verbunden ist, so sind auch die Kinder auf Gedeih und Verderb an das Kriegsgeschehen gebunden.

 

Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, durch mein Werk Betroffenheit bei den Unbeteiligten und

Schuldgefühle bei den Verantwortlichen auszulösen.